Der spanische Klubfußball ist geprägt von Superlativen, zum Beispiel wahnsinnigen Transfersummen jenseits der 50 Millionen Euro. Der FC Barcelona verpflichtete im Sommer 2013 Stürmer Neymar. Die Ausgaben für den brasilianischen Superstar sollen im dreistelligen Millionenbereich liegen. Ein Jahr später holten die Katalanen Luis Suárez. Für den damaligen Torschützenkönig der Premier League überwies Barcelona mehr als 80 Millionen an den FC Liverpool.

Diese Transfers stehen im Verdacht der Unvernunft. Doch für Barça lohnt sich die Investition. Mit dem Sturmtrio Neymar, Suárez und Lionel Messi ist der spanische Tabellenführer zur offensiven Urgewalt mutiert. Das bekommen nicht nur die kleinen Klubs in Spanien zu spüren, die in letzter Zeit regelmäßig mit vier bis acht Gegentreffern nach Hause geschickt werden. Auch im Clásico gegen Real Madrid setzte sich Barça durch. Die betonharte Abwehr von Atlético Madrid wurde mehrfach geknackt. Und die Startruppe von Paris Saint-Germain stellte im Champions-League-Viertelfinale kein Problem dar.

In der Ära unter Pep Guardiola zwischen 2008 und 2012 war das Mittelfeld der Star. Der Passstratege Sergio Busquets in Kombination mit Xavi und Andrés Iniesta konnten Gegner chirurgisch zerlegen. Die Passzirkulation – jeder Angriff sollte wenigstens fünfzehn Zuspiele beinhalten – trieb zunächst durch ständige Richtungswechsel sowie diagonale Muster den Gegner auseinander und anschließend nutzte Barça die entstandenen Lücken für Schnittstellenpässe.

Das Barça der Angreifer

Guardiola musste sich stets gegen den Vorwurf wehren, dass sein Fußball "Tiki Taka" sei. Doch der Ballbesitz war für ihn nie bloßer Selbstzweck. In den Jahren nach Guardiola wurde Barças Spielstil risikoloser. Luis Enrique, der vor dieser Saison die Katalanen übernahm, steuerte diesem Trend entgegen. Er setzt auf mutigeres Offensivspiel. Der Ball soll wieder schneller in die Spitze. Die Dominanz des Mittelfeldes wich. Enriques Team ist nun das "Barça de los delanteros", das Barça der Angreifer.

Barcelonas Teufelstrio im Sturm sucht in Europa seinesgleichen. Suárez ist ein Hybridstürmer. Der Uruguayer kann sich im Dribbling durchsetzen, bringt aber ebenso seine physische Stärke ins Spiel. Diese Mischung war im Sturmzentrum von Barcelona nicht immer vorhanden. Kein Team auf dem Kontinent weist im Moment so viele Abschlüsse im tornahen Raum auf. Im Vergleich zur Vorsaison stieg die Zahl der Schussvorlagen und Schüsse, die das Trio im Zentrum des Strafraums abgibt, von acht auf zehn pro Partie.

In Liverpool verursachte Suárez isoliert von der restlichen Mannschaft Durchschlagskraft, in Barcelona ist er mittlerweile integriert. Im typischen 4-3-3-System der Katalanen agierte er zu Saisonbeginn auf der rechten Seite, bis Messi freiwillig nach rechts wechselte.