Mit 96,5 Prozent stimmten die im Beamtenbund organisierten Erzieher für unbefristete Streiks, bei GEW und ver.di sprechen sich sich mehr als 92 Prozent dafür aus. Die Gewerkschaften fordern für die fast 250.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst eine höhere Eingruppierung und damit im Durchschnitt eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent. Nach Angaben der kommunalen Arbeitgeberverbände würde die Umgruppierung 1,2 Milliarden Euro kosten.

Wie viel verdienen Erzieherinnen im Schnitt?

Laut ver.di liegt die Spanne der Einstiegsgehälter zwischen knapp über 1.800 Euro und 3.100 Euro brutto im Monat. 60 Prozent der Erzieherinnen arbeiten allerdings – oft ungewollt – Teilzeit. Ihr reales Einkommen liegt also deutlich darunter. Im Schnitt verdienen Erzieherinnen laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung monatlich 2.519 Euro in Westdeutschland und 2.239 Euro in Ostdeutschland.

In den öffentlichen Einrichtungen regelt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) die Gehälter nach Tätigkeit und Berufsjahren. Standardgruppe für Erzieher ist S 6 mit einem Einstiegsgehalt von 2.590 Euro brutto. Führungskräfte, die eine Kita mit 40 Plätzen leiten, erhalten die Einkommensgruppe S 10 und damit meist 2.857 Euro in S 10. Die höchste Stufe in dieser Gruppe beträgt 3.973,50 Euro. Ver.di möchte alle Erzieher in diesen Tarif eingruppieren. Zudem erhalten Erzieher seit 2007 auch eine Jahressonderzahlung (Weihnachtsgeld), das abhängig von der Höhe der Entgeltgruppe ist. In den Gruppen S 2 bis S 8 gibt es 90 Prozent des Bruttomonatslohns extra, in den Gruppen darüber immerhin 80 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern wird jeweils 75 Prozent gezahlt.

Wie hoch ist der Männeranteil im Beruf?

In Deutschland arbeiteten im Jahr 2013 insgesamt 19.055 männliche Fachkräfte, Praktikanten, Freiwillige und ABM-Kräfte in Kindergarteneinrichtungen (ohne Schulhorte), berichtete das Magazin der Süddeutschen Zeitung im Mai 2014. Das entspricht einem Männeranteil von gerade einmal vier Prozent. Für Männer ist der Beruf nicht nur wegen der schlechten Bezahlung unattraktiv, es gibt auch fast keine Aufstiegschancen.

Wie hat sich das Gehalt von Erziehern entwickelt?

Tatsächlich hat sich die Bezahlung von Erziehern in Deutschland nicht zuletzt durch das Engagement der Gewerkschaften in den letzten Jahren schon enorm verbessert. Seit 2009 stiegen die Löhne um gut 30 Prozent. Das sind Lohnsteigerungen weit über dem Durchschnitt der meisten Branchen. Zum Vergleich: Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie hatten in dem viel größeren Zeitraum seit 1990 gerade einmal eine reale Einkommenssteigerung von 20 Prozent. Allerdings kommen die Beschäftigten in den Kindertagesstätten insgesamt von einem äußerst geringen Niveau. Laut dem Lohnspiegel verdienen Maurer mit gut 2.720 Euro und Paketzusteller mit gut 2.966 Euro deutlich mehr.

Über welches Ausbildungsniveau verfügen Erzieher in Deutschland?

Fast 70 Prozent aller Beschäftigten haben eine Ausbildung zum Erzieher beziehungsweise zur Erzieherin absolviert. Immerhin jeder 20. hat ein Hochschulstudium absolviert und in der Regel Pädagogik oder Erziehungswissenschaften studiert. Der Rest ist entweder gelernter Kinderpfleger oder verfügt über eine andere gleichwertige Berufsausbildung.  

Wie sind die Arbeitsbedingungen?

Erzieher, die unter den TVöD fallen, arbeiten in Vollzeit 39 Stunden pro Woche (es gibt jedoch in einzelnen Bundesländern eine Abweichung auf 40 Stunden pro Woche) und haben 30 Tage Urlaub im Jahr. Das ist gegenüber den Vorjahren eine Verbesserung – bis zu einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts im Jahr 2012 hatten Erzieher bis zum vollendeten 30. Lebensjahr nur 26 Tage Urlaub, bis zum 40. Lebensjahr 29 Tage Urlaub und nach dem 40. Lebensjahr erst 30 Tage Urlaub im Jahr.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen im Schnitt 120.000 Vollzeitstellen in Kindergärten, Kindertagesstätten und Horten. Im Schnitt hat in den ostdeutschen Krippen eine Erzieherin durchschnittlich 6,3 Kleinkinder zu betreuen, im Westen sind es der Berechnung zufolge 3,8 Kinder. Empfohlen sind drei Kinder pro Erzieherin. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sollte eine Fachkraft nicht mehr als 7,5 Kinder betreuen. Der Schlüssel liegt allerdings in allen Bundesländern höher. In Mecklenburg-Vorpommern ist er am höchsten: Hier hat eine Erzieherin in der Regel fast 14 oder 15 Kinder zu betreuen. Problematisch daran ist, dass auch die Leiterinnen der Einrichtungen meist in den Personalschlüssel mit eingerechnet werden, obwohl sie viele Verwaltungs- und Organisationsarbeiten verrichten und sich nicht die ganze Zeit um die Kinder kümmern können.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

In Frankreich oder Schweden ist die öffentliche Kinderbetreuung sehr gut ausgebaut. Spätestens ab drei Jahren besuchen fast alle Kinder den Kindergarten. In beiden Ländern sind die Erzieher sehr gut ausgebildet, häufig haben sie studiert. Und sie werden auch dementsprechend bezahlt: Ihr Gehalt orientiert sich an dem von Lehrern.