Für etwa fünf Minuten war der Copilot von Flug 4U9525 auf dem Hinflug nach Barcelona am 24. März allein im Cockpit. Nun heißt es, er probte hier bereits, was er wenige Stunden später in die Tat umsetzte: Den Sinkflug auf der Rückreise nach Düsseldorf, der die Maschine mit 150 Menschen an Bord in die französischen Alpen lenkte. 

Innerhalb der fünf Minuten forderte ihn das Kontrollzentrum Bordeaux auf, die Flughöhe von 37.000 Fuß auf 35.000 Fuß zu reduzieren. Das geht aus dem nun von der französischen Flugunfalluntersuchungsbehörde BEA veröffentlichten Zwischenbericht hervor. Ein normaler Vorgang, Vorbereitung auf den Landeanflug in Barcelona. Der Copilot wiederholte die Anweisung wie üblich per Funk gegenüber dem Kontrollzentrum und stellte den Sinkflug auf die geforderten 35.000 Fuß ein. Soweit alles normal.

Doch nach der Einstellung veränderte der Copilot die gerade bestätigte Zielhöhe. Für drei Sekunden stellte er sie auf 100 Fuß (etwa 30 Meter) ein, dann für einige Sekunden auf den Maximalwert von 49.000 Fuß und schließlich wieder auf die vom Kontrollzentrum geforderten 35.000 Fuß. Wieder ein paar Sekunden später forderte das Kontrollzentrum den Copiloten auf, den Sinkflug auf 21.000 Fuß fortzusetzen. Der Copilot stellte daraufhin die geforderte Höhe etwa eine Minute lang ein, änderte sie dann aber in den kommenden etwa anderthalb Minuten für längere Zeit auf 100 Fuß. Kurz bevor der Kapitän ins Cockpit zurückkehrte, stellte der Copilot eine Zielhöhe von 25.000 Fuß ein.

In dem kurzen Zeitraum, in dem der Copilot allein war, wich die Maschine aber praktisch nicht von der vom Kontrollzentrum zu erwartenden Flughöhe ab. Zu rasch folgten die Einstellungswechsel im Cockpit. Von außen betrachtet bewegte sich der Airbus A320 nicht rasant gen Sturzflug, sondern sank sanft auf die geforderten Höhen. Der tatsächliche Verlauf des Landeanflugs gibt daher auch keinen Hinweis auf die kurzzeitigen Manipulationen des Copiloten. Sie könnten am Boden im Kontrollzentrum gänzlich unentdeckt geblieben sein.

Theoretisch können sich Fluglotsen zwar zu jedem Zeitpunkt anzeigen lassen, welche Höhe im Cockpit des Flugzeugs eingestellt ist. "Ein Fluglotse wird jedoch ständig mit einer Menge Informationen konfrontiert", sagt Axel Raab, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung. "Er lässt sich daher stets nur die Informationen anzeigen, die er wirklich braucht." Ohne einen Anlass für die Bodenkontrolle, sich die vom Copiloten eingestellten Höhenunterschiede anzuschauen, liege es nahe, dass niemand dort von den Manipulationen im Cockpit etwas beobachtet haben könnte. "Was sie genau gesehen haben, wissen wir derzeit aber nicht", sagt Raab.

Gewiss ist jedoch, dass die Fluglotsen sich eben jene Höheninformationen anzeigen ließen, als der Funkkontakt mit der Maschine auf dem Rückflug von Barcelona nach Düsseldorf abbrach. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie das Flugzeug auf die eingestellte Höhe von 100 Fuß sank und schließlich abstürzte.