Bagger und Technikbaukästen in blau, Prinzessinnenpuppen und Schmuckbastelsets in pink: In den Regalen vieler Spielzeuggeschäfte ist schnell klar, welches Spielzeug für Jungs und welches für Mädchen bestimmt ist. Eine Unterscheidung, die sich offenbar auch in den Köpfen mancher Wissenschaftler festgesetzt und auf Twitter eine Debatte unter dem Hashtag #girlswithtoys – Mädchen mit Spielzeugen – ausgelöst hat.

Fast 17.000 Nachrichten wurden innerhalb von 48 Stunden gepostet, nachdem der US-amerikanische Astronomie-Professor Shrinivas Kulkarni vergangene Woche in einem Rundfunkinterview gesagt hatte: "Ich glaube, viele Wissenschaftler sind insgeheim Jungs mit Spielzeugen." Er selbst würde auch einfach gerne mit Teleskopen herumspielen, sagte der Forscher vom California Institute of Technology. Doch Kulkarni sprach eben nur von Jungs mit Spielzeugen – auch als der Radioreporter den Ausdruck noch zweimal fragend wiederholte. Man könnte nun meinen, dass er vielleicht implizit auch Mädchen gemeint haben könnte, erwähnt hat er sie aber nicht.

Das gefiel der Wissenschaftlerin Kate Clancy von der Universität Illinois überhaupt nicht. Die Anthropologin postete das Foto einer ihrer Studentinnen und erfand dazu das Hashtag #girlswithtoys – Mädchen mit Spielzeugen.

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen griffen das Schlagwort auf und lichteten sich selbst mit ihren liebsten Forschungsspielzeugen ab – mit Radioteleskopen, Mars-Rovern oder mit Bauteilen für den LHC-Teilchenbeschleuniger. Andere Bilder zeigen Frauen im Weltall, auf Exkursion in Island oder in unterschiedlichsten Laboren.

Neben aktuellen Bildern von forschenden Frauen finden sich unter #girslwithtoys auch Aufnahmen, die an frühere Leistungen von Frauen in der Geschichte der Wissenschaft erinnern. Die Physikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie ist noch eine der bekannteren von ihnen. Die Informatikerin Bibiana Cristofol würdigt in ihrem Tweet die sechs Frauen, die den ENIAC-Computer programmierten, den ersten rein elektronischen Computer. Ihre Namen kennt kaum jemand.

Nicht nur in der Geschichte der Wissenschaft sind Frauen unterrepräsentiert, auch heute noch nimmt der Frauenanteil mit jedem Schritt auf der akademischen Karriereleiter ab. Gerade einmal jede fünfte Professur in Deutschland ist derzeit von einer Frau besetzt. In naturwissenschaftlich-technischen Fächern kommt hinzu, dass bereits weniger Frauen ein solches Studium beginnen. Laut einer Studie der Europäischen Kommission sind im EU-Durchschnitt gerade einmal 26 Prozent der Promovierenden in ingenieurwissenschaftlichen Fächern Frauen (Europäische Kommission, 2012).

Doch es gibt sie, die Frauen in der Wissenschaft – auch in den sogenannten MINT-Fächern. Die Debatte um das Hashtag #girlswithtoys macht sie sichtbar. Und immerhin ist der Gedanke von den Frauen in der (Natur-)Wissenschaft inzwischen auch bei einigen Spielzeugherstellern angekommen.