Wann hat es angefangen? Vielleicht vor einem Jahr. Es war ein lauer Abend im Juli. An den Tischen auf dem Bürgersteig beim Italiener tranken die Gäste Weißwein. Da geschah etwas, das in Berlin recht oft passiert: Mit einem Mal war die viel befahrene Rosenthaler Straße nicht mehr viel befahren, dafür rollte langsam ein Polizeimotorrad heran. Es blieb stehen, Stille trat ein. Dann hörte man die Rufe: eine Demonstration. Im Schnitt gibt es davon in Berlin täglich 13 Stück, gegen und für so ziemlich alles. Eine kleine Demo ist also noch nichts, was einen vom Weißweintrinken abhalten würde. Doch allmählich wurde das Durcheinander der kräftigen Männerstimmen lauter, dann war klar und deutlich zu hören, was sie riefen:
Hass: Feuer im Kopf
Linksextreme verwüsten Innenstädte. Rechtsextreme zünden Flüchtlingsheime an. Jugendliche ziehen für den IS in den Krieg. Ein längst überwunden geglaubtes Gefühl ist wieder da: der Hass. Oder war er nie weg? Ein Essay