Papst Franziskus hat katholischen Priestern erlaubt, Frauen während des im Dezember beginnenden Heiligen Jahrs von der Sünde der Abtreibung loszusprechen. Während des Heiligen Jahrs, das vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 läuft, gewährt der Papst den Gläubigen unter bestimmten Bedingungen einen vollständigen Erlass ihrer Sünden.

"Die Vergebung Gottes für jeden Menschen, der bereut, kann diesem nicht versagt werden", schrieb Franziskus in einem Brief an den Organisator des Heiligen Jahrs. Daher habe er entschieden, "für das Jubiläumsjahr allen Priestern die Vollmacht zu gewähren, von der Sünde der Abtreibung jene loszusprechen, die sie vorgenommen haben und reuigen Herzens dafür um Vergebung bitten". Der 78-jährige Argentinier verurteilte Abtreibungen, äußerte aber zugleich Verständnis für Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch für die einzige Lösung halten.

"Das Drama der Abtreibung wird von manchen mit einem oberflächlichen Bewusstsein erlebt", schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Viele andere dagegen, die diesen Moment zwar als Niederlage erleben, meinen, keinen anderen Ausweg zu haben." Er denke an die Frauen, die eine Abtreibung vornehmen ließen, und wisse um den Druck, der sie zu dieser Entscheidung geführt habe. Es sei "eine existenzielle und moralische Tragödie". Er sei vielen Frauen begegnet, die unter der leidvollen und schmerzhaften Entscheidung schwer zu leiden hatten. Anfang 2014 hatte Papst Franziskus Abtreibungen noch mit aller Härte verurteilt.  

Im selben Brief verfügte der Papst noch einige weitere Veränderungen für die Sündenvergebung. Überraschend ordnete er an, dass im Heiligen Jahr alle Katholiken das Sakrament der Versöhnung (Beichtsakrament) auch bei Priestern der traditionalistischen Bruderschaft Sankt Pius X. gültig und erlaubt empfangen könnten."Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen", schrieb Franziskus.

Bislang ist die Spendung von Sakramenten durch die Priester der von Rom getrennten Bruderschaft (mit Ausnahme der Taufe) nach katholischem Kirchenrecht gültig, aber nicht erlaubt. Für die Beichte macht Franziskus nun im Heiligen Jahr eine Ausnahme. 

Ferner verfügt der Papst eine Reihe von Veränderungen für die Erlangung eines Ablasses während des Heiligen Jahres. Darunter versteht die katholische Kirche nach den Worten des Papstes die Zusage, dass Gott die Sünden eines reuigen Menschen nicht nur verzeiht, sondern sie komplett vergisst.

Das Jahr sollte für alle Gläubigen ein "echter Moment der Begegnung mit der Barmherzigkeit Gottes" und seines Verzeihens sein, heißt es in dem Brief.