Es ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen des Klimawandels: "Wenn wir dem [rasch ansteigenden Rohstoffverbrauch] nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken", heißt es in der Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel, die mehr als 30 Nobelpreisträger am Freitag auf der Bodenseeinsel Mainau unterzeichnet haben.

Würde nichts getan, wird dies zu einer "umfassenden menschlichen Tragödie führen". Die Preisträger der Disziplinen Physiologie oder Medizin, Physik und Chemie fordern die Nationen der Welt daher auf, "die Chance der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 zu nutzen". Dort soll eine neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls verabschiedet werden. Es gelte, entschlossen zu handeln, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen. 

Wie dies zu bewerkstelligen ist, steht nicht geschrieben. Damit liefert die Deklaration ebenso wenig Handlungsempfehlungen wie der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, der vergangenes Jahr vorgestellt worden ist. Deren Autoren hatten den Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern nicht nahegelegt, wie schnell sie ihren jeweiligen Ausstoß reduzieren müssten, damit die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt. Etwa, weil der Klimarat für Wissenschaft zuständig ist, nicht für Politik, und einige Daten zuletzt schnell überholt waren.

Auch die später veröffentlichte Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger war nicht mehr als ein erwartbares Update. Der zentrale, seit 2007 in seiner Kernaussage bekannte Satz lautet: "Der Einfluss des Menschen auf das Klimasystem ist klar und die jüngsten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind die größten in der Geschichte." Sollte sich daran nichts ändern, wird die Temperatur auf der Erde im kommenden Jahrhundert mehr als zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen. Mit drastischen Folgen. "Bereits jetzt beobachten Klimaforscher die negativen Auswirkungen menschlichen Handelns", schreiben die Autoren.

Einzelne Ergebnisse des IPCC-Reports wie auch der Weltklimarat selbst waren in den vergangenen Jahren mehrfach in die Kritik geraten. Doch "auch wenn er bei Weitem nicht perfekt ist, so glauben wir doch, dass die Bemühungen, die zum aktuellen Fünften Sachstandsbericht des IPCC geführt haben, eine der besten Informationsquellen über den heutigen Kenntnisstand zum Klimawandel hervorgebracht haben", heißt es in der aktuellen Deklaration. Deshalb rufen die Wissenschaftler eindringlich zum Klimaschutz auf: "Untätigkeit würde bedeuten, dass wir künftige Generationen der Menschheit einem unzumutbaren Risiko aussetzen."

Die Lindauer Nobelpreisträgertagung war zuletzt 1955 Anlass für eine gesellschaftspolitische Positionierung von Nobelpreisträgern. Mit der Mainauer Kundgebung unterzeichneten damals auf Initiative des Physiknobelpreisträgers Otto Hahn insgesamt 51 Nobelpreisträger einen Appell zur friedlichen Nutzung der Kernenergie.