Wegen der Mängel beim Sturmgewehr G36 mustert das Verteidigungsministerium die Waffe aus. "Wir haben uns im Einvernehmen mit der militärischen Führung für einen klaren Schnitt entschieden", sagte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Nach fast 20 Jahren G36 solle die Bundeswehr eine neue Generation Sturmgewehr beschaffen.

Das neue System solle auch die Anforderungen an eine solche Waffe besser erfüllen als ein punktuell verbessertes G36, sagte von der Leyen.   

Voraussichtlich ab 2019 solle die neue Waffe das G36 nach und nach ablösen, heißt es in einer Unterrichtung der Obleute des Verteidigungsausschusses, die Reuters am Dienstag vorlag. Das Ministerium will den Auftrag europaweit "in einem offenen und transparenten Verfahren" ausschreiben.  

Die G36-Gewehre überhitzen bei hohen Außentemperaturen oder vielen Schüssen hintereinander und treffen dann nicht mehr genau. Nachdem die Bundeswehr die Waffe schon viele Jahre nutzte, hatte sich seit 2013 die Diskussion über die Mängel verstärkt. Das Ministerium hatte drei Kommissionen eingesetzt, um die Versäumnisse im Fall G36 zu untersuchen.    

Der Herstellerkonzern Heckler & Koch hatte auf die Kritik an dem Gewehr gereizt reagiert und wehrt sich vor Gericht dagegen. Eine erhöhte Erwärmung des G36 störe dessen Funktion nicht, hieß es in einer mehrseitigen Stellungnahme. Er warf dem Bund vor, beim Beschaffen der Waffe seine Dienst- und Fachaufsicht verletzt zu haben.

Wie viele Gewehre angeschafft werden, ist ebenso unklar wie die Kosten. Es werden aber wieder viele Zehntausend sein. Für das G36 wurden insgesamt 182 Millionen Euro ausgegeben. Ein Gewehr kostet etwa 1.000 Euro. Was mit den ausgemusterten Waffen passiert, ist auch noch offen.

Bis zur Entscheidung über einen Nachfolger für das G36 bestellt die Bundeswehr zusätzlich 1.200 Gewehre für Soldaten in Auslandseinsätzen. Laut Süddeutscher Zeitung soll ebenfalls Heckler & Koch diese Waffen liefern. Es handelt sich um 600 Sturmgewehre auf der Basis des in der Bundeswehr bereits genutzten Gewehrs G27P sowie 600 leichte Maschinengewehre MG4.