Wo tut ein Bienenstich eigentlich am meisten weh? Und kann ein Erdbeben aus mir einen guten Chef machen? Das sind zwei der Fragen, die dieses Jahr bei der Verleihung der Ig-Nobelpreise beantwortet wurden (die Lösungen gibt’s später im Text).

Seit 1991 werden die, seien wir ehrlich, eigentlich alternativlosen Nobelpreise Forschern verliehen, deren Errungenschaften "weder wiederholt werden können noch sollten". Richtig, klingt bescheuert, ist es aber nicht (nur).

So durften bereits Forscher eine Auszeichnung mit nach Hause nehmen, die eine Methode entwickelt haben, um Nasenbluten zu stoppen: Indem sie sich Pökelfleisch in die Nase stopften. Und ein Physik-Ig-Nobelpreis ehrte jenen Forscher, der erklärt hat, warum Butterbrote immer auf die Butterseite fallen. 

Die Frage sei nicht, sagen die Initiatoren des Preises, ob die Erkenntnisse gut oder schlecht seien. Es gehe darum, Menschen erst zum Lachen und dann zum Nachdenken anzuregen.

Zumindest das mit dem Lachen klappt schon zuverlässig. Hier die Gewinner der Ig-Nobelpreise 2015:

Chemie

Nach dem ersten Frühstücksei keinen Appetit mehr? Forscher aus den USA und Australien hätten da was für Sie: Sie haben ein chemisches Rezept erfunden, um ein Ei zu entkochen. Zugegeben, ganz roh geht nicht, aber immerhin. Respekt. (Yuan et al., 2015)

Physik

Alle Säugetiere pinkeln etwa gleich schnell, haben Patricia Yang, David Hu, Jonathan Pham, und Jerome Choo herausgefunden. Die vier Forscher maßen mithilfe von Hochgeschwindigkeitskameras die Durchflussrate von Urin. Sie fanden heraus: Alle Säugetiere, die mehr als drei Kilo wiegen, pinkeln 21 Sekunden plus/minus 13 Sekunden. Möglich macht’s die Harnröhre. Sie skaliert problemlos mit dem Tier mit, ohne an Effektivität einzubüßen. (Yang et al., 2014)

Literatur

"Hä?" gibt’s überall. Mark Dingemanse, Francisco Torreira und N. J. Enfield wollten wissen, ob ein Ausdruck fürs Nichtverstehen in jeder Sprache existiert. Tut er! Nicht nur das: Im Gegensatz zu Grunzen oder Schmerzensschreien muss der Ausdruck erlernt werden. Und: Er ist ein echtes Wort. (Dingemanse et al., 2013)

Management

Haben Sie als Kind ein Erdbeben, einen Vulkanausbruch oder einen Tsunami schadlos überstanden? Dann sollten Sie darüber nachdenken, zum Manager umzuschulen. Gennaro Bernile, Vineet Bhagwat, und P. Raghavendra Rau fanden heraus, dass Unternehmer, die als Kind Naturkatastrophen erlebt haben, aggressiver und risikoreicher investieren, wenn sie bei den Katastrophen unverletzt geblieben waren. Wer verletzt wurde, investiert umgekehrt tatsächlich auch konservativer. (Bernile et al., 2015)

Wirtschaft

Wer Korruption bekämpfen will, sollte Polizisten bestechen. So macht es die Bangkoker Polizei. Deren Beamte werden belohnt, wenn sie Bestechungsgelder ablehnen. Die Idee bestach, fand die Jury.

Medizin

Sex lohnt sich! Vor allem für Allergiker. Mehrere Forschergruppen haben untersucht, wie sich Küssen und Sex auf allergische Reaktionen auswirken. Sie stellten fest: Allergiker die Sex hatten, reagierten danach weniger mit Ausschlag, Juckreiz oder anderen Beschwerden auf einen Stoff als solche, die keinen Sex hatten. Knutschen hat einen ähnlichen Effekt. (Kimata et al., 2003, 2004, 2006, 2013)

Aber es ging nicht nur um ernsthafte Dinge. Zwischendurch war während der Verleihung auch Zeit für ein wenig Unterhaltung:

Mathematik

Mulai Ismail "der Blutige" war nicht nur ein gnadenloser nordafrikanischer Feldherr im 17. Jahrhundert, er soll auch ein sehr erfolgreicher Charmeur gewesen sein. Denn es heißt, er habe 888 Kinder gezeugt (mit 500 Frauen). Elisabeth Oberzaucher hat versucht, herauszufinden, ob das stimmen kann (Oberzaucher & Grammer, 2014). Ergebnis:

Biologie

Was haben ein T-Rex und ein Huhn gemeinsam? Bindet man einem Hühnchen einen Stock an den Hintern, dann läuft es so, wie Dinosaurier früher gelaufen sein sollen. Laut den Preisträgern ist das evolutionsbiologisch interessant (Gossi et al., 2014). Aber vor allem ist es unterhaltsam:

Diagnostische Medizin

Ob Sie wegen einer Blinddarmentzündung den Urlaub abblasen müssen, können Sie jetzt selbst diagnostizieren: Helen F. Ashdown und ihre Kollegen befragten Menschen, die auf dem Weg ins Krankenhaus mit dem Auto über Geschwindigkeitsbegrenzungsschwellen gefahren waren. War die Fahrt über die Schwellen schmerzhaft für die Patienten gewesen, hatten sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Blinddarmentzündung. Die Diagnosemethode sei präziser als bisherige. (Ashdown et al., 2012)

Physiologie und Insektenkunde

Schmerz, lass nach! Justin Schmidt hat den Schmidt-Schmerz-Index entwickelt, an dem Sie ablesen können, welcher Stich am meisten schmerzt (der einer Wespenart) und welcher am wenigsten (der einer anderen Wespenart) (Schmidt et al, 1983). Und Michael L. Smith hat sich an 25 Stellen des eigenen Körpers von Honigbienen stechen lassen, um herauszufinden, wo es am meisten wehtut (Smith, 2014). Das Ergebnis schreiben wir hier nicht hin, können Sie sich aber bestimmt denken.