Auch wenn Studenten wohl nie eine besonders gute Presse hatten: Selten war ihr Ruf so ruiniert wie heute. Sie seien angepasste, ichverliebte, faule Nutzenoptimierer, bekommt man aus der Professorenschaft zu hören. Sie hingen wie der Kranke am Tropf an ihren Plastikwasserflaschen und wollten keine Bildungsinhalte mehr schlucken, die nicht zuvor von didaktisch getunten Alleinunterhaltern mundgerecht püriert wurden. Und mindestens ein Viertel von ihnen sei mit Ritalin und Co. gedopt!

Es stimmt: Wer an einer deutschen Uni unterrichtet, benötigt eine hohe Frustrationstoleranz. Ein gutes Drittel unserer "Kunden" – so werden Studierende im Universitätsjargon tatsächlich genannt – wäre an einer Fachhochschule oder in einem Ausbildungsbetrieb besser aufgehoben. Hausarbeiten mit über zehn Kommafehlern pro Seite und dürftig verschleierte Plagiate haben keinen Seltenheitswert, während Bücher den meisten Bacheloranwärtern eher im Weg stehen. Wer sich in der Bibliothek damit abmüht, wird von Kommilitonen allen Ernstes gefragt, warum er oder sie zu blöd sei, im Internet Zusammenfassungen zu lesen. Zu schade ist sich ein Teil der jungen Leute auch für elementare Höflichkeitsformen. E-Mails mit "Hallo Prof" und "dann hat sich der Scheiß erledigt" finden sich – "mit lieben Grüßen" – in den Postfächern vieler Kollegen.