Spätestens seit unsere Smartphones immer zur Stelle sind, ist unsere digitale Foto-Sammlung zu einem fast unkontrollierbaren Berg angewachsen. Aber nun ist Google da, um zu helfen.

Die erste Wiederentdeckung war gleich ein großer Erfolg: Eine Collage aus den Anfängen des Studiums, aus einer Einführung in die Fotografie. Sie zeigt mich mit erschreckend blonden Haaren und ein paar Freundinnen mit modischen Entscheidungen, die sie aus der sicheren Entfernung von zehn Jahren bereuen. Die Collage aus dem Gruppen- und ein paar passenden Einzelbildern habe ich nicht selbst zusammengestellt. Das hat Google Fotos für mich übernommen, die neue Gratis-App für Android, iOS und Web.

Vor einer Woche hat das Unternehmen ein neues Zeitalter eingeleitet und mein digitales Leben damit von einem großen Dilemma befreit. Das sah bislang so aus: Seit ich gegen Ende der Schulzeit meine erste Digitalkamera bekommen habe, ist mein Bilder-Gedächtnis auf diversen Festplatten und in diversen Dropbox-Ordnern verteilt. Das führte wegen des fehlenden Überblicks vor allem zu regelmäßigen Gedächtnislücken.

Alles an einem Ort zu sammeln, war bislang fast unmöglich. Speicherdienste wie Dropbox und Apples iCloud lassen sich die Gigabyte gut bezahlen, mehr als ein paar Monate oder Jahre finden keinen Platz, will man nicht hohe monatliche Gebühren in Kauf nehmen. Und auf den Festplatten in der Schublade verstaubten die meisten Bilder ähnlich wie im Fotoalbum meiner Eltern. Die Lust, mich durch die Ordner zu wühlen, kam nie auf. Versuche, ein wenig Ordnung zu schaffen, scheiterten meist an Zeit und Motivation.

Ein bisschen wie mit dem ersten iPod

Apps wie Bundle, die versprechen, Ordnung ins Chaos zu bringen, tun zwar ihr Bestes, lassen aber am Ende doch viel Arbeit übrig beim Versuch, die Bilder in sinnvolle Kategorie-Pakete zu schnüren. Ganz zu schweigen von dem Berg an Bildern, der sich eben nicht mehr auf dem iPhone befindet.

Jetzt also Google. Die Kalifornier wollen uns erlösen. Alles, was wir an Bildern haben, können wir ab sofort bei Google Fotos lagern – kostenlos, (fast) unbegrenzt. Die entsprechende Keynote in der vergangenen Woche war noch nicht ganz vorbei, da begann ich, meine Dateien auf die Server des Konzerns zu schieben. Da stehen sie nun zur Verfügung, auf dem iPad, dem iPhone oder am Laptop – wann immer man eine Internet-Verbindung hat. Ein bisschen fühlt es sich an wie damals, als Apple mit dem iPod plötzlich all die Musik, die zu Hause im CD-Regal verstaubte, in die Westentasche steckte.

Google sortiert meine Bilder selbständig nach Themen

Doch Google wäre nicht Google, wenn das schon alles wäre. Denn das Unternehmen nutzt seine Algorithmen, um Ordnung in unser digitales Chaos zu bringen. Kommen genügend Bilder zusammen, werden sie netterweise vorsortiert. Bei mir finden sich fein säuberlich getrennte Fotos aus New York, aus Köln oder Wuppertal. Alles, was ich jemals an Essen fotografiert habe, steht nun ebenso gesammelt an einem Platz wie Bilder vom Himmel (auch wenn er gemalt ist), von Hunden (auch wenn sie aus Plüsch sind) oder von Wolkenkratzern. 

Natürlich hat Google auch noch eine Suche obendrauf gepackt. Suche ich nach "Schnee", spuckt mir Google Fotos zuverlässig winterliche Motive aus Utah und New York aus. Gut, ein paar Schwarz-Weiß-Bilder und ein paar Strandaufnahmen sind dabei, die Googles Algorithmen fälschlicherweise als Schneeberge interpretiert haben. Und zwischen den "Hunden" taucht die eine oder andere Katze auf. Trotzdem: Nie war es einfacher, schneller und angenehmer, sich durch die Bilder zu klicken.