Die Mehrheit der Auszubildenden in Deutschland ist in schlechter gesundheitlicher Verfassung. Das teilte die Krankenkasse AOK bei der Vorstellung des Fehlzeiten-Reports des wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) mit. Mehr als die Hälfte der Auszubildenden (56,5 Prozent) gab darin häufige körperliche Beschwerden an. So klagt jeder vierte Azubi über häufige Kopfschmerzen, mehr als jeder fünfte leidet häufig an Rückenschmerzen und Verspannungen. Fast jeder zweite (46,1 Prozent) nennt psychische Probleme. Mehr als jeder dritte Studienteilnehmer berichtete den Wissenschaftlern von Müdigkeit und Erschöpfung, jeder zehnte leidet unter Schlafstörungen.

Eine knappe Mehrheit der Befragten (54,3 Prozent) lebt zwar gesundheitsbewusst und hat kaum körperliche und psychische Gesundheitsbeschwerden. Bei vielen zeigen sich dem Report zufolge jedoch teilweise Defizite in puncto Bewegung, Ernährung und Schlaf sowie im Umgang mit Suchtmitteln und digitalen Medien.

Ein Viertel der Auszubildenden ist kaum sportlich aktiv (26,1 Prozent). 27 Prozent der Befragten frühstücken nicht regelmäßig und 15,8 Prozent verzichten auf ein tägliches Mittagessen. Zudem essen 17 Prozent mehrfach pro Woche Fastfood und mehr als die Hälfte greift häufig zu Süßigkeiten. Für problematisch hält der Report auch, dass mehr als ein Drittel der männlichen Azubis und jede vierte weibliche Auszubildende werktags mit weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht die Arbeit antreten. Mehr als zwölf Prozent fühlen sich folglich fast nie oder niemals ausgeruht und leistungsfähig. Darüber hinaus raucht mehr als jeder dritte Azubi, und fast jeder fünfte zeigt einen riskanten Alkoholkonsum, ebenso viele nutzen übermäßig digitale Medien.

Jeder fünfte Azubi gesundheitlich gefährdet

Insgesamt gilt mehr als jeder fünfte Auszubildende als gesundheitlich gefährdet. Bei fast jedem zehnten Auszubildenden sieht die Studie einen "risikobehafteten" Lebensstil, bei dem ungesunde Verhaltensweisen bereits mit körperlichen und psychischen Beschwerden einhergehen.

Auszubildende mit einem riskanten Lebensstil nehmen die Arbeitsbedingungen im Betrieb insgesamt negativer wahr: Während sich 14,2 Prozent von ihnen nicht angemessen im Betrieb gefordert fühlen, sind es bei den gesundheitsbewussteren Auszubildenden nur 5,7 Prozent. Jeder Vierte (28,5 Prozent) der risikobehafteten Befragten sieht die beruflichen Entwicklungschancen pessimistisch, unter den gesünderen Auszubildenden sind es mit 12,5 Prozent deutlich weniger.

Für den Report wurden Anfang dieses Jahres rund 1.300 Auszubildende befragt. Laut AOK ist es die erste repräsentative Studie zum Gesundheitszustand der Azubis in Deutschland. Der kommissarische Geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Frank Michalak, appellierte bei der Vorstellung an die Unternehmen, sich bei der Prävention mehr auf die Zielgruppe einzustellen. Der Krankenstand der Auszubildenden ist laut Studie am höchsten in Berlin mit 6,3 Prozent, Brandenburg mit 5,1 Prozent und Hessen mit 4,8 Prozent. Am niedrigsten ist er in Baden-Württemberg mit 4,1 Prozent, Bremen mit 3,9 und Bayern mit 3,4 Prozent.