Die letzten NPD-Wahlplakate vom März hängen noch in Pasewalk. Damals war in dem Ort erstmals unter großer medialer Beachtung ein NPD-Kandidat zu einer Bürgermeisterwahl zugelassen worden. Er blieb allerdings erfolglos. 

Nun rüsten sich die Rechtsnationalen offensichtlich mit neuer Strategie für die Kommunalwahlen am 25. Mai in Mecklenburg-Vorpommern. In mindestens drei Orten treten Neonazis getarnt zur Wahl an.

In Torgelow, Ueckermünde und Strasburg haben sich Wählergemeinschaften gegründet, die auf ihren Listen Personen führen, die eng mit der NPD verknüpft sind. Die Gruppen tragen harmlos klingende Namen: "Alternative für Torgelow", "Wählergruppe Wir von hier" in Ueckermünde sowie "Wählergemeinschaft schöneres Strasburg". In allen drei Fällen haben die kommunalen Wahlausschüsse die Tarngemeinschaften zugelassen. Für die Wähler ist nicht auf dem ersten Blick erkennbar, wer politisch dahinter steckt.

Am engsten ist die Verknüpfung zur NPD in Ueckermünde. Unter den fünf Kandidaten ist Marko Müller zu finden. Müller ist nicht nur der Bruder des NPD-Landtagsabgeordneten Tino Müller, sondern zählt in der Region selbst zu den aktivsten braunen Kameraden. Der Kfz-Mechaniker ist Mitarbeiter der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag und Vorstandsmitglied des NPD-Landesverbandes.

In der rund 10.000 Einwohner zählenden Stadt Torgelow besteht die braune Wählergemeinschaft gleich komplett aus Neonazis. Ihre Namen: Rocco Murawski und Dan Schünemann. Beide sollen eng mit der NPD verbandelt sein. Unter anderem trugen sie bei einer vom NPD-Landtagsabgeordneten Tino Müller angemeldeten Demonstration gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Ueckermünde ein Banner.

Auch in Strasburg stehen mutmaßliche Rechtsextremisten auf der Kandidatenliste der Wählergemeinschaft. Seit 2009 ist in der Stadt bereits die gleichlautende Interessensgemeinschaft "Schöneres Strasburg" aktiv, der rechte Tendenzen nachgesagt werden. Laut Verfassungsschutzbericht des Landes 2010 bestehen Verbindungen und personelle Überschneidungen  mit einer rechtsextremistischen Gruppierung im Raum Uecker-Randow, die sich "Völkische Burschenschar Strasburg" nennt.

Mindestens zwei der Kandidaten sind nach Recherchen des Nordkurier eng mit der rechtsextremen Szene verbunden. Einer verteilt angeblich regelmäßig die NPD-nahe Zeitung "Uecker-Randow-Bote", der andere soll einer rechten Band angehören. Ein weiterer zählt auf seiner Facebook-Seite zu seinen virtuellen Freunden unter anderem den mutmaßlichen Unterstützer des NSU-Trios André Kapke.

Der SPD-Landtagsabgeordnete der Region, Patrick Dahlemann, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die Tarn-Wählergemeinschaften seien eine Gefahr für die Demokratie. "Die Wähler werden getäuscht", sagt er. Über die Gründe für die geänderte Strategie der NPD kann Dahlemann nur mutmaßen. "Entweder bereiten sich die Rechtsextremen auf das NPD-Verbotsverfahren vor oder sie wollen sich auch inhaltlich abgrenzen. Die NPD hat bei den vergangenen Wahlen an Zustimmung verloren", sagt der Parlamentarier.