ZEIT ONLINE: Herr Saathoff, die AfD will Deutsch als Landessprache im Grundgesetz verankern. Das Sprechen einer gemeinsamen Sprache habe "eine gesellschaftsbildende Funktion". Sie sind Vorsitzender der SPD-Landesgruppe Niedersachsen-Bremen und sprechen gern Plattdeutsch. Fühlen Sie sich durch den Vorschlag der AfD gesellschaftlich ausgeschlossen?

Johann Saathoff (MdB): Man kann neet seggen, dat wi utsloten sünd. Aber mi is wichtig, drupp hentoweesen, dat wi in Düütsland mehrere Spraaken hebben, und dat wi in Düütsland bunt upstellt sünd. Und wi in Ostfreesland sünd ook neet nümms. Wenn för de AfD dat wichtig is, dat wi uns in Düütsland in uns Spraak ükkern, dann will ik dat geern doon – un dat is för mi eben Plattdüütsch.

ZEIT ONLINE: Würden Sie wiederum auch gern das Plattdeutsche als Sprache gesetzlich festschreiben?

Saathoff: Seker is dat für uns ook wichtig, dat Plattdüütsch en "offizielle" Spraak is. Dat is neet bloot en Dialekt. Man vööl wichtiger is mi, dat de van de AfD dat hennehmen, dat mennig Minsken eben anner Spraaken hebben, und dat wi all uns bemühen, de annern to begriepen un to verstahn. Dat heet, dat wi Spraaken lernen mutten – und neet denken, dat wi uns för wat besünners hollen un uns Spraak nettegrad de richtige is.

ZEIT ONLINE: Die AfD will mit ihrem Gesetzesvorschlag vor allem das Englische aus der deutschen Öffentlichkeit drängen. Das Plattdeutsche ist bekanntlich recht nah verwandt mit dem Englischen. Brechen Sie also eine Lanze für die Schwestersprache?

Saathoff: Also ik kann neet begriepen, warum man Engelsk utsluten will. Denn Engelsk is wat, wat ik in't School lernt hebb und dat was eegentlich een van de wichtigste Saaken, wat man mi mitgeven hett. Ick fin wichtig, dat wi keen Übersetzer bruuken, sondern dat Engelsk durchaus een Spraak is, mit de man in de Welt rumkomen kann, und mitnanner direkt, Oog in Oog, rechtschkappen unnerhollen kann. Of un to bruukt man sogar een Übersetzer in de Bundestaag, wenn man in Hoogdüütsch mitnanner prooten deit.

ZEIT ONLINE: Mitunter ist es tatsächlich schwer verständlich, was manche Parteimitglieder dort von sich geben. Früher wurden in Deutschland ganz verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen, erst durch Luthers Bibelübersetzung und die Ausbreitung des Buchdrucks entwickelte sich eine gewisse Einheitlichkeit. Warum, glauben Sie, besteht die AfD überhaupt auf dem Hochdeutschen als Einheitssprache?

Saathoff: Mennigmaal is dat ja stuur natovolltrekken, wat de AfD eegentlik drieven deit. Ik glöv, dat de up verkeert padd sünd un meenen, dat well Düüts proot un Düüts is, ook mehr Weert is, und dat Düüts over de anner Nationalitäten steiht. Un dat kann ick neet unnerstützen. Klar is dat wichtig, dat man weet, wor man herkummt. Man nettso wichtig is, dat man de annern, de dor herkoomen, wo man sülmst neet herkummt, begriepen un verstahn kann.

ZEIT ONLINE: "Nettso wichtig" heißt, dass Sie gegenseitiges Verständnis "nicht so wichtig" finden?

Saathoff: Nee! "Nettso" heißt "genauso – gleichermaßen"!