ZEIT ONLINE: Herr Seidel, heute erscheint Ihr Buch Gender Key: Wie sich Frauen in der Männerwelt durchsetzen. Warum widmen Sie sich als Mann dem Thema?

Christian Seidel: Weil ich finde, dass auch Männer sich mit diesem Problem auseinandersetzen sollten. Gleichstellung oder Frauen und Männer auf Augenhöhe muss auch bedeuten, dass Männer ihr Podest verlassen und mit Frauen eine gemeinsame Ebene erarbeiten. Mit meinem Buch will ich eine Anregung liefern.

ZEIT ONLINE: Warum ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen so?

Seidel: Seit mehr als 2.000 Jahren herrschen Männer über Frauen. Das ändert sich nicht durch ein Quoten- oder ein Gleichstellungsgesetz. Es muss gelebt werden, es braucht Praxis. Und die fehlt. Die Männer stehen weiter unverrückbar auf ihrer Stelle, und die Frauen himmeln weiterhin ein Männerbild an, das keine Weiblichkeit in sich verträgt.

Solange die Frauen davon nicht loslassen und die Männer nicht erkennen, was sie für Probleme haben, hat die Gleichstellungsuhr nicht sehr viel mehr als ein paar Sekunden getickt. Zurzeit scheint sie mir stehen geblieben.

ZEIT ONLINE: Ist das eine Generationenfrage?

Seidel: Ja. Mit jeder Generation verfestigt sich das Problem der aktiv gelebten Klischees in den Geschlechterrollen – egal, wie das jede Generation handhabt. Damit meine ich auch die jungen Coolmenschen von heute, die ein wenig auf metro oder androgyn machen – aus Mode, mehr nicht. Trotzdem sitzt in jeder Fahrerkabine ein Mannsbild am Steuer. Frauenbilder gibt’s da nicht mal als Wort.