Bereits im Flugzeug wurde eine Durchsage gemacht: Die Passagiere des British-Airways-Fluges am Sonntag von Berlin nach London sollten ihre Pässe bereit halten. Da ahnte David Miranda noch nicht, was nach der Zwischenlandung in London auf ihn zukommen würde, sagte er dem Guardian in einem Interview. Neun Stunden lang wurde der Lebenspartner des Guardian-Journalisten und NSA-Enthüllers Glenn Greenwald am Flughafen Heathrow verhört. Erstmals hat er nun über Details seiner Festsetzung gesprochen.

Kaum hatte er das Flugzeug verlassen, wurde er abgeführt, sagte Miranda. Er sei in einem kleinen Raum festgehalten worden. Sieben Agenten befragten ihn abwechselnd, seine Fingerabdrücke wurden genommen. Wasser und ein Anwalt seien ihm angeboten worden. Doch er verzichtete – aus Misstrauen. "Vielleicht bleibe ich für sehr lange Zeit in Gewahrsam, dachte ich mir. Alles schien möglich."

Die Beamten hätten diverse elektronische Geräte konfisziert, einen Computer, zwei USB-Sticks, eine externe Festplatte, eine Spielekonsole. Auch für zwei neu gekaufte Handys und eine Uhr interessierten sich die Polizisten, sagt Miranda. Er wurde nach eigenen Angaben genötigt, seine Passwörter herauszugeben. Immer wieder sollen die Beamten erwähnt haben, dass Miranda ins Gefängnis komme, sollte er nicht kooperieren.

"Sie behandelten mich wie ich einen Verbrecher oder jemanden, der das Königreich angreifen will", sagte der Brasilianer dem Guardian am Telefon. "Es war anstrengend und frustrierend, aber ich wusste, dass ich nichts Falsches getan habe." In der neunstündigen Befragung wurden auch die Proteste in Brasilien thematisiert, sagte Miranda, "sie wollten wissen, was die Leute in Brasilien stört, welche Beziehungen ich zur Regierung habe". Immer wieder ging es auch um Glenn Greenwald, Edward Snowden und Filmemacherin Laura Poitras.

Der 28-jährige Marketingstudent war auf dem Weg von Berlin über London nach Brasilien. In Berlin hatte er sich nach eigenen Angaben mit der Journalistin Poitras getroffen, die im Juni zusammen mit Greenwald Snowden in Hongkong interviewt hatte. "Ich weiß, warum sie mich geschnappt haben. Weil ich Glenns Partner bin. Weil ich in Berlin war. Weil Laura dort lebt", sagte Miranda. Er habe von Poitras Material für Greenwald bekommen, bestreitet jedoch, in den Fall verwickelt zu sein. "Ich habe mir die Dokumente nicht angesehen. Ich weiß noch nicht einmal, was ich da bei mir trug."

Nach acht Stunden eine Cola aus dem Automaten

Die Polizei berief sich bei der Festsetzung des Brasilianers auf das Anti-Terrorgesetz Terrorism Act 2000, das den Grenzbehörden die Befugnis gibt, eine Person mit Blick darauf zu befragen, ob sie Bezug zu Terror-Akten haben könnte. Miranda wirft den Behörden Machtmissbrauch vor. Durch das Gesetz verschafften sich Polizisten Zugang zu Dokumenten oder Menschen, wenn es ihnen auf legalem Weg nicht möglich ist, sagte Miranda.

Nach acht Stunden Verhör durfte er sich am Getränkeautomat auf dem Flur eine Cola ziehen, sagte Miranda. Eine Stunde später war er frei.

Mittlerweile ist der Student, der mit Greenwald in Brasilien lebt, wieder in Rio de Janeiro angekommen. Hier fühle er sich sicher, sagte er dem Guardian. Nach Großbritannien werde er sich wohl so schnell nicht mehr trauen. "Man kann doch nicht in ein Land reisen, in dem Gesetze den Missbrauch von Freiheit unterstützen", sagte Miranda. In seiner Heimat fühle er sich dagegen sicher: "Ich weiß, dass mein Land mich beschützen würde und dass mein Mann alles tun würde, um mir zu helfen."